Preis der bayerischen Tourismusbranche „TouBy“

Die Gewinner für 2024 stehen fest.

Der neu ins Leben gerufene Preis der bayerischen Tourismusbranche ehrt Menschen, die sich in besonderer Weise um den Tourismus in Bayern verdient gemacht haben, für ihre Arbeit und ihr Engagement in der Branche. Im Rahmen eines Staatsempfangs am 05. März 2024 in Berlin wurde der Preis nun von Tourismusministerin Michaela Kaniber erstmals an drei Gewinner verliehen. Hier lernst du sie kennen.

© tourismus.bayern, Gert Krautbauer

Kategorie „Lebenswerk“: Dietmar Holzapfel, Wirt „Deutsche Eiche“

Kaum ein Ort in München verkörpert Tradition, Moderne, Toleranz und Offenheit so sehr wie die „Deutsche Eiche“. Ein Ort wie dieser, der sowohl bei Einheimischen als auch bei Reisenden beliebt ist, verdankt seine Bedeutung immer auch den Menschen, die mit ihren Ideen dahinterstecken.

So ein Mensch ist Dietmar Holzapfel. Mit seinem Ehemann, Sepp Sattler, und seinem Sohn, Roger Holzapfel-Barta, betreibt er das weltbekannte Hotel „Deutsche Eiche“ mit bayerischem Gasthaus, spektakulärer Dachterrasse und einem der weltweit größten Badehäuser für Schwule. „Man verschmilzt mit so einem Projekt“, sagt Holzapfel.

Treffender könnte man sein Engagement für diesen einzigartigen Ort nicht ausdrücken. Wenn ihm Diskriminierung auffiel, ließ er sich das nicht gefallen. „Wenn mich Aussagen von bestimmten Seiten sehr getroffen haben, dann habe ich auch schon mal einen Brief geschrieben und meinen Unmut bekundet“, sagt er. Dadurch bewirkte er sogar in eher konservativen Kreisen ein Umdenken.

Aktiv setzt sich die „Deutsche Eiche“ auch bei Demonstrationen für die Werte Offenheit, Toleranz, Diversität und Integration ein. „Heute ist das ja gar nicht mehr so ungewöhnlich, dass es so etwas wie bei uns gibt. Früher war das ganz anders, da konnte man sich in der Öffentlichkeit als homosexueller Mann nicht so frei zeigen“, sagt er. Für seinen Einsatz für Menschenrechte, insbesondere LGBTIQ-Rechte, wurde ihm 2022 der Bayerische Verdienstorden überreicht.

Regelmäßig gibt Holzapfel außerdem Führungen durch die „Deutsche Eiche“ und erzählt dabei von der Geschichte des Hauses, der Stadt, der Szene und von den internationalen Persönlichkeiten, die alle schon mal in der „Deutschen Eiche“ waren, „Jüngst war Dua Lipa auf unserer Dachterrasse. Freddie Mercury frühstückte sehr gern in der Deutschen Eiche“, erzählt er. Donna Summer, Jean Paul Gaultier und Rainer Werner Fassbinder waren weitere prominente Gäste.

„Mir ist sowohl privat als auch in Verbindung mit diesem Haus vieles passiert, was zur Zeitgeschichte gehört. Eigentlich müsste ich mal ein Buch schreiben“, sagt Holzapfel. Es würde gewiss über die Grenzen hinweg begeisterte Leser und Leserinnen finden.

  • seit 1993 in der LGBTIQ-Szene Münchens und im Tourismus dieses Nischenmarktes aktiv
  • Holzapfel war Mitbegründer und Lektor der Szene-Zeitschrift „Sergej“ (heute „LEO“), die auch den „Munich Gay Guide“ herausgab, wichtiges Werbemittel auf der ITB, in dem München und bayerische Ausflugsziele empfohlen wurden
  • 2015 sorgte sein Vortrag beim Wirtschaftsbeirat Bayern über LGBTIQ-Tourismus (Willkommenskultur) dafür, dass fortan zum CSD bekannte Gebäude in Regenbogenfarben leuchten (Allianz Arena etc., Drohnenaufnahmen auf eigene Kosten werden bis heute in der ganzen Welt ausgestrahlt)
  • für sein Engagement für die LGBTIQ-Szene erhielt er 2016 die Auszeichnung „München leuchtet“, 2022 den „Bayerischen Verdienstorden“ und 2023 den „Georg-Lohmeier-Gedächtnispreis“
  • im Rahmen seiner Hausführungen sorgt er mit Gesang, Vortrag und geschichtlichem Wissen für Toleranz und Offenheit bei Gruppen aus München, dem Landkreis und ganz Bayern
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer

Kategorie „Touristikerin, Touristiker des Jahres“ : Julia Staudinger, Hotel-Managerin „d’Kammer“

Wenn Julia Staudinger über „d’Kammer“ spricht, merkt man sofort: Da steckt ihre ganze Liebe und Energie drin. Rand des Allgäuer Orts Illerbeuren hat Staudinger aus dem ehemaligen Bauernhaus, Stall und Heuboden ihrer Großmutter Anna ein Bed & Breakfast geschaffen, das modern ist und gleichzeitig das Alte bewahrt. „Ich möchte mit d’Kammer zeigen, dass es sich lohnt, nicht alles plattzumachen, sondern dass man das Alte sinnvoll weiterdenken kann. Jedes Haus, das weitergenutzt wird, ist ein gerettetes“, sagt Julia Staudinger.

Zur „d‘Kammer“ gehören ein Ferienhaus und fünf Design-Apartments. Nachhaltigkeit und Regionalität sind die Werte, nach denen Julia Staudinger einen Urlaubs- und Entspannungsort für mehrere Zielgruppen geschaffen hat: Familien, Freunde und Menschen, die Urlaub mit Arbeiten verbinden möchten. Regelmäßig finden dort auch Yoga-Retreats statt.

Alle sollen sich wohlfühlen. „Das spiegelt ein wenig die Geschichte des Hofes wider: Früher versammelte sich dort meine ganze Familie und kam zusammen, heute sind es Freundesgruppen und Familien, die bei uns eine schöne Zeit verbringen. Gleichzeitig ist ein Bedarf da für eine neue Form von Arbeiten. Auch dafür möchte ich Raum geben.“

Staudinger hielt bei der Realisierung von „d’Kammer“ immer fest an ihrer Vision und Grundidee: „Alles, was da ist, nutzen wir weiter und leisten so auch einen Beitrag zur Umweltfreundlichkeit.“ Für Gäste gibt es Slow-Food-Frühstück, die saisonalen und frischen Lebensmittel kommen von Produzenten aus der Region. Das ehemalige Silo wurde kreativ zu einem Treppenhaus umgebaut. Außerdem pflanzten Staudinger und ihre Familie eine Streuobstwiese mit Sorten, die auf der Roten Liste stehen.

„Das Allgäu ist so eine tolle Region – wir wollen, dass die Welt zu uns kommt. Und wir zeigen, dass wir nicht nur traditionell, sondern auch modern können“, sagt Staudinger. Das ist ihr mit „d’Kammer“ gelungen. Die Gäste haben die Möglichkeit, während des Aufenthalts zu entspannen und gleichzeitig ein Gefühl für den Ort, seine Geschichte und seine Baukultur mitzunehmen. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir das hier alles haben.“

  • Thomas-Wechs-Preis 2021 für zeitgemäße Architektur in Schwaben
  • engagiert sich im Projekt „Alter Hof sucht neue Liebe“ der Allgäu GmbH
  • ehrenamtliches Engagement im Freilichttheater des Illerwinkels
  • „Slow-Food-Frühstück“ aus regionalen Erzeugnissen
  • Teil der solidarischen Landwirtschaft „Garten Engelharz“ im Nachbarort
  • nachhaltiger Tourismus, der zugleich modern ist
  • Female Leadership: Julia ist Mutter, Ehefrau, Tochter und Enkelin, Gastgeberin, Köchin, Trockenbauerin, Verputzerin, Innenarchitektin, Wirtin, Projektleitung und Bauherrin
  • Vorbild für die Aktivierung leerer Höfe in Bayern
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer

Kategorie „Nachwuchspreis“: Nico Cieslar, Amtsleiter Tourismusmanagement Stadt Forchheim

Das Schöne an Forchheim und der umliegenden Region sei, dass man auch in kurzer Zeit auf kleiner Fläche viel erleben kann. Allein der Kellerwald an sich sei schon etwas ganz Besonderes, das es so woanders nicht gebe. So beschreibt es Nico Cieslar, Amtsleiter für Tourismusmanagement der Stadt Forchheim. Cieslar, in Forchheim aufgewachsen, hat das Potenzial seiner Heimat erkannt, wie vermutlich keiner vor ihm. Mit Herzblut und einer guten Portion Kreativität stärkt er das Image Forchheims – für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Seine Vision: „Unsere Region ist vielseitig. Das möchte ich möglichst vielen Menschen nahebringen, auch denen, die nicht hier wohnen“, sagt er. Dafür setzt sich Nico Cieslar mit seinen kreativen, außergewöhnlichen Ideen ein. So entstand beispielsweise der „Walk of Beer“, ein biergeschichtlicher Themenweg, der 2019 vom Bayerischen Brauerbund und DEHOGA Bayern mit der „Goldenen BierIdee“ ausgezeichnet wurde. „Der Walk of Beer ist der Forchheimer Walk of Fame. Wie in Hollywood machen auch in Forchheim im Boden eingelassene Sterne die Passanten aufmerksam, nur eben auf die Geschichte des Bieres statt auf Stars“, sagt Cieslar. Jeder Stern hat einen QR-Code. Über diesen können vertiefende Informationen zu den Braustätten direkt auf dem Smartphone abgerufen werden. Die Bierkultur Forchheims wird mit dem „Walk of Beer“ auf innovative Art und Weise für Einheimische und Touristen erlebbar.

Seine Arbeit als Tourismusmanager der Stadt Forchheim zeichnet sich durch Durchhaltevermögen und überdurchschnittliches Engagement aus. „Ich sehe das, was ich mache, als Berufung an. Man muss diesen Job hundertprozentig leben, um die Region erfolgreich und authentisch nach außen sichtbar machen zu können.“ Das reicht manchmal auch über einen 8-Stunden-Tag hinaus. Durch seinen unermüdlichen Einsatz für Forchheim konnte er zur Weiterentwicklung des Tourismus beitragen sowie das Bewusstsein für die Bedeutung des Tourismus innerhalb der Stadtverwaltung, in der Kommunalpolitik und auch in der Bevölkerung steigern. Der Erfolg seiner Strategie zeigte sich in den letzten Jahren auch in der Steigerung der Anzahl von Übernachtungsgästen und Tagestouristen.

  • Tourismusmanager Stadt Forchheim
  • hat 2016 im Alter von 25 Jahren die Leitung der Tourist-Information der Stadt Forchheim übernommen
  • lebt seinen Job und baut Netzwerke auf, wo es nur geht, um Forchheim voranzubringen und das Image der Stadt zu stärken
  • Ehrenamt: 1. Vorsitzender des Heimatverein Forchheim Ofr. e. V.
  • Umsetzung des „Walk of Beer“
  • Weiteres Projekt: App „Via Forte“, eine App inklusive Augmented Reality. Mit der App „Via Forte“ kann man sich auf eine Zeitreise durch die Festung Forchhheim begeben und Charaktere aus dem Dreißigjährigen Krieg treffen und in das Leben der damaligen Zeit eintauchen
  • zählt zu den „Urlaubsmachern“ in Bayern
  • stärkt durch innovative touristische Produkte/Erlebnisse das Image der Stadt Forchheim sowie des Landes Bayern

Eindrücke von der Preisverleihung 2024

© tourismus.bayern, Gert Krautbauer
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer
© tourismus.bayern, Gert Krautbauer

Initiatoren und Jury

Der Preis der bayerischen Tourismusbranche ist eine Initiative des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) in Kooperation mit der Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM).

Die ehrenamtliche Jury besteht aus namhaften Akteuren im Tourismus. Sie bildet sich aus den 17 Projektpartnern der Imagekampagne „Wir machen Urlaub“, von denen jeweils ein stimmberechtigter Vertreter für die Jury benannt wird. Das StMELF verfügt ebenfalls über ein Stimmrecht.