Christian Hatt – Der Seilbahn-Doktor am Nebelhorn

Christian Hatt, 35 Jahre alt, ist stellvertretender Betriebsleiter und Leiter der Elektroabteilung der Nebelhornbahn im wunderschönen Oberallgäu. Dank ihm kommen wir alle spielend leicht auf den Berg.

Die Nebelhornbahn bringt seit bald 100 Jahren Gäste von Oberstdorf auf das Nebelhorn hinauf. Zur Arbeit gehört jedoch mehr als das Kassieren, die Gastronomie und die Schnee-Erzeuger. Der Großteil spielt sich im Hinter- und sogar im Untergrund ab. Dort wird etwa der eigene Strom erzeugt, das Telefonnetz gewartet und für Trinkwasser gesorgt.  

Christian Hatt © Julia Rotter

Beruf oder Berufung – warum liebst du deine Arbeit?

Eher Berufung. Ich habe einen der schönsten Arbeitsplätze in Deutschland. Die Landschaft ist gigantisch und wir arbeiten viel in der freien Natur. Wenn wir die Beschneiungsschächte prüfen, sind wir viel am Berg unterwegs und im Winter fahre ich am Feierabend öfter mit den Skiern ins Tal, als mit der Bahn. Auch die Arbeit hinter den Kulissen macht mir viel Spaß. Ich liebe die Abwechslung.

Bist du Newcomer oder schon ein alter Hase in deinem Job?

Ich bin seit 2011 bei der Nebelhornbahn, habe aber schon immer in der Branche gearbeitet. Ich bin hier in der Region aufgewachsen und die Seilbahnen waren ein Teil meiner Freizeit. Und weil ich gerne in der Natur unterwegs bin, habe ich mich für diese Arbeit entschieden. Ich habe meine Lehre bei der Fellhornbahn gemacht, war danach zwei Jahre lang Vollzeit an der Technikerschule und bin dann wieder bei der Nebelhornbahn gelandet.

© Julia Rotter

Dein typischer Joballtag – wie würdest du ihn beschreiben?

Hinter der Nebelhornbahn steckt mehr als die Bahn und die Schnee-Erzeuger, mit denen wir Schnee produzieren. Wir sind wie ein kleines Dorf. Wir haben ein eigenes Wasserkraftwerk, eine Trinkwasserquelle und sogar ein separates Telefonnetz. Ich bin staatlich geprüfter Elektrotechniker und kümmere mich um die mechanischen und elektrischen Aspekte dieser Infrastruktur und darum, dass Bahn und Schnee-Erzeuger funktionsfähig sind. Manches davon muss ich mir täglich anschauen, manches nur einmal im Monat, anderes einmal jährlich oder sogar nur alle fünf oder zehn Jahre – einen immer gleich ablaufenden Alltag gibt es also nicht.

Warum ist deine Arbeit auch für die Region und Einheimische relevant? Wie profitieren sie?

Die Seilbahn bringt alle auf den Berg, die wandern, Skifahren oder einfach die Aussicht genießen wollen. Das Nebelhorn ist 2.224 Meter hoch und den Blick auf die 400 Gipfel mögen auch die Einheimischen gerne. Im Winter nutzen sie die Nebelhornbahn mehr als im Sommer. Wir sind eine starke Skiregion und die Menschen aus dem Oberallgäu machen einen ordentlichen Teil der Statistik aus. Wir bieten auch viele Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätze an. An der Nebelhornbahn gibt es verschiedene Berufsfelder, vom Seilbahntechniker über Elektroniker für Betriebstechnik bis zu Tätigkeiten in unserer Gastronomie auf dem Berg. Es gibt Weiterbildungsmöglichkeiten und einige machen hier auf dem zweiten Bildungsweg den Seilbahntechniker. Alle, die einen Einblick erhalten haben, waren hellauf begeistert. Die Arbeit ist echt besonders, sehr abwechslungsreich und man hat dabei fast immer einen fantastischen Ausblick.

© Julia Rotter

Ohne Menschen wie dich und deine Arbeit, was würde es da nicht geben?

Das offensichtlichste wäre natürlich, dass die Menschen zu Fuß auf den Berg gehen müssten. Der Aufstieg auf das Nebelhorn dauert, je nach Fitnesslevel, drei bis vier Stunden. Viele Menschen würden nie diese Aussicht genießen können, sei es aus körperlichen oder zeitlichen Gründen. Ohne die Bahn stünde kein Restaurant am Gipfel und auch die Schnee-Erzeuger blieben ausgeschaltet. Und ohne uns Techniker hätten wir keinen Strom, der die Gondeln betreibt, die Sicherheit wäre nicht garantiert und es gäbe kein fließendes Wasser auf dem Berg. Alles instand zu halten, ist mit viel Arbeit und Know-how verbunden. Da sich der Großteil unserer Arbeit im Hintergrund abspielt, fällt es nur auf, wenn etwas nicht funktioniert.

© Julia Rotter

Du bist natürlich nicht nur Urlaubsmacher, sondern auch selbst Einheimischer im Allgäu – was bringt der Tourismus dir persönlich und der Region?

Ich nutze die Bergbahn sehr oft auch privat mit meiner Familie. Im Sommer machen wir von der Bergstation aus längere Touren und im Winter gehe ich mit meinem Sohn viel Skifahren. Die wunderschönen Allgäuer Alpen wären natürlich auch ohne die Seilbahnen und den Tourismus da. Aber die insgesamt sieben Bahnen machen diese Bergwelten für alle zugänglich und schaffen über 600 Arbeitsplätze. Der Tourismus ist der größte Arbeitgeber in der Region. Es gibt hier sonst keine nennenswerte Industrie. Ohne Tourismus wären wir eher eine strukturschwache Region.

Ein kurzer Einblick – Christian Hatt und seine Arbeit bei der Nebelhornbahn

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