Ben Förtsch – biophiler Hotelier und Wirtschaftspsychologe
Gastgeber & Geschäftsführer Hotel Luise, Erlangen
War es schon immer dein Traum, Hotelier zu werden? Ja, der war wohl unterschwellig immer schon da. Ich war nur zögerlich, weil ich mich kreativ einbringen wollte – und früher nicht dachte, dass das mit einem Hotel geht. Jetzt liebe ich meine Arbeit, weil ich mit unserem Hotel einen Spielplatz habe, auf dem ich nachhaltige Projekte anschieben kann – um so hoffentlich die Welt ein Stück besser zu machen.
Wie bist du „Gastgeber“ geworden?
Ich bin im Grunde in unserem Hotel aufgewachsen. Aber zunächst habe ich Wirtschaftspsychologie studiert und mich als Fotograf kreativ ausprobiert. Große Teile unseres nachhaltigen Hotelkonzepts fußen auf der Wirtschaftspsychologie.
Wie meinst Du das?
Wir kommunizieren anders. Manche Leute glauben ja, Nachhaltigkeit bedeutet Verzicht. Aber wir reden nie von Verzicht. Und wir arbeiten mit biophilem Design. Wir greifen z.B. beim Zimmerdesign Elemente aus der Natur auf, das steigert messbar das Wohlbefinden der Menschen. Wir haben Zimmer mit Blick in die Vorgärten, Grünpflanzen in den Zimmern und wir arbeiten mit Wasser. Das heißt, wir haben im und um das Hotel verschiedene Wasserstellen, man kann entspannt dem Wasserplätschern lauschen, etwa beim Bachlauf am Eingang oder am Wasserfall im Innenhof. Das sind nur ein paar Beispiele. Die Natur beeinflusst erwiesenermaßen die Stimmung, aber auch die Kreativität und Produktivität.
Wie sieht ein typischer Joballtag bei dir aus?
Bestimmt nicht mit vielen Stunden am Computer! Ich bin eher einer, der im Hotel rumrennt und Sachen macht; mal einen Teppich verlegt oder Möbel zusammenschraubt. Ich packe gerne mit an.
Was macht Dich als Gastgeber stolz?
Dass wir trotz Widrigkeiten wie zwei Überschwemmungen im Hotel nach Starkregen und Covid unserer Nachhaltigkeitslinie treu bleiben. Das fußt auf meinem starken Team, das immer mitzieht.
Ist deine Arbeit auch für Einheimische relevant?
Ja, wir integrieren die Einheimischen. Man kann bei uns frühstücken, den Wellness-Bereich und die Veranstaltungsräume nutzen. Außerdem haben wir das „Margalädla“ eröffnet, einen Lebensmittelautomaten mit Produkten von regionalen Herstellern. Da findet man sogar Veganes. Aber erst gestern habe ich mir einen Fränkischen Angusrind Sauerbrauten im Kochbeutel gegönnt: Köstlich.
Was ist deine Rolle als „Urlaubsmacher“?
Wir wollen Nachhaltigkeit nicht als Alleinstellungsmerkmal, im Gegenteil. Am liebsten sind mir Nachahmer, seien es Gäste, Nachbarn oder andere Hoteliers, die sich von unserer Wall of Change inspirieren lassen. So nennen wir die insgesamt 230 Maßnahmen zur Nachhaltigkeit, die wir bereits umgesetzt haben.
Ohne Menschen wie dich und deine Arbeit, was würde es da nicht geben?
Mir liegt diese Selbstbeweihräucherung nicht, aber wenn ich etwas nennen sollte: Wir sind das erste klimapositive Hotel in Europa – das ist etwas, was es ohne uns nicht gäbe. Darauf kann Erlangen doch stolz sein.
Du bist ja auch selbst Einheimischer – was bringt der Tourismus dir persönlich und dem Ort?
Durch die Gäste bekommt man einen Blick dafür, was Erlangen alles zu bieten hat. Erlangen ist eine hugenottische Planstadt, und das spürt man bis heute. Vieles ist eher französisch als fränkisch. Im Alltag vergisst man das auch mal, aber wenn ich mich an einem Sommertag auf einem kleinen Platz vor ein Café setze – also da fühle ich mich wie im Urlaub in Frankreich. Und die Gäste leben uns das vor.