Lucia Regul – die Trachten-Vermittlerin

Als Verkaufsleiterin der Trachtenabteilung bei Ludwig Beck in München sorgt Lucia für den authentischen bayerischen Look von Münchnern und Touristen.

Die ersten Tage ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im Münchner Kaufhaus Ludwig Beck hat Lucia Regul nie vergessen. Es war kurz vor der Eröffnung des Oktoberfests und Lucia arbeitete in der Trachtenabteilung. „So viele Menschen auf einem Haufen wie damals habe ich, glaube ich, noch nie erlebt“, lacht die gebürtige Fürstenfeldbruckerin. „Einheimische und Touristen wurlten fröhlich durcheinander, denn die Wiesn sollte bald losgehen und alle wollten sich ausstatten. Dirndl, Blusen, Lederhosen, das ganze Programm. Ich war begeistert.“

Lucia Regul bei ihrer Arbeit in der Trachtenabteilung. © LUDWIG BECK

Das war vor neun Jahren. In der Zwischenzeit hat die inzwischen 27-jährige Lucia eine ordentliche Karriere hingelegt – heute ist sie Verkaufsleiterin der Abteilung Accessoires-Lederwaren-Trachten-Papeterie-Weihnachtshaus von Ludwig Beck und für rund 50 Mitarbeiter zuständig. Sie kümmert sich hauptsächlich um Organisation und Kommunikation innerhalb der Abteilung, ist aber – „wenn’s brennt“ – gerne auch noch selbst in Beratung und Verkauf aktiv. Sie liebt an ihrer Arbeit die Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen aus aller Welt, die Gespräche und die Interaktion.

Ludwig Beck ist eine echte Münchner Traditionsadresse. 1861 gegründet, steht das fünfstöckige Kaufhaus mit der auffälligen, rosa-weiß gemusterten Fassade direkt am Marienplatz. „Wir werden in vielen Reiseführern empfohlen, sind Bestandteil von geführten Stadttouren.“ Rund 30 Prozent der Kundschaft bei Ludwig Beck, schätzt Lucia, sind Touristen. Der Rest sind Einheimische.

In die 500 Quadratmeter große „Trachtenwelt“ im vierten Stock zieht es die einen wie die anderen. Die Münchner und Münchnerinnen, weil ihnen die bayerische Tracht wichtig ist – sie hat sich in den letzten Jahren in Bayern zu einem starken Trend entwickelt. „Wir achten bei unserem Angebot sehr auf Tradition und machen nicht jeden Trend mit“, betont Lucia. „Mini-Dirndl und Carmen-Blusen gibt es bei uns nicht. Dafür kann sich die Kundschaft darauf verlassen, dass sie bei uns authentische Kleidung bekommt.“

Auch die Touristen wissen, dass Tracht ein wichtiges Element des bayerischen Lebensgefühls ist. „Sie sind interessiert und neugierig“, erzählt Lucia, „und ich zeigen ihnen dann, wie man was trägt. Viele wundern sich zum Beispiel, dass die Blusen so kurz sind, und ich erkläre dann, dass man die ja auch nicht zu einer Jeans trägt, sondern unter dem Dirndl.“  Als Vermittlerin dieses Teils der bayerischen Lebensart zu fungieren, macht Lucia Freude, und es macht sie auch stolz. „Wir hier bei Ludwig Beck sehen uns als Gastgeber und versuchen, München von seiner besten Seite zu zeigen. Dazu gehört auch, den Touristen und auch den Einheimischen ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten. Denn es sind ja die authentischen, besonderen Geschäfte, die eine Stadt prägen, und nicht die Filialen der Großkonzerne.“

© LUDWIG BECK

Und die bayerische Tracht ist nun einmal etwas Besonderes. Lucia hat beobachtet, dass diese traditionelle Bekleidung bei vielen Menschen – auswärtigen und einheimischen gleichermaßen – Erinnerungen weckt und Emotionen auslöst. „Das führt dazu, dass sich unsere Kundinnen und Kunden oft auch untereinander austauschen. Da wird von Kabine zu Kabine kommuniziert; man gibt sich Tipps oder macht sich Komplimente, rät bei einem Stück zu oder bei einem anderen ab. Manchmal sehe ich auch, wie eine Münchnerin einer Kundin von auswärts zeigt, wie die Dirndlschürze gebunden wird. Den Einheimischen ist es wichtig, dass ihre Tracht richtig getragen wird. Bei uns können sie Kunden aus aller Welt treffen, die sich für Dirndl und Lederhosen interessieren, und sie können ihr eigenes Wissen weitergeben. Ich sehe, dass ihnen das Freude bereitet. Es entstehen positive Momente des Austauschs – das ist sehr schön.

Zu Lucias eigenen Lieblingserinnerungen gehört ein Moment aus den schon erwähnten allerersten Tagen ihrer Ausbildung. Eine kanadische Familie kam in die Trachtenabteilung, weil die Frau gerne im Dirndl auf die Wiesn gehen wollte. „Aber nach und nach begeisterte sich dann auch der Ehemann für die Tracht und kaufte sich eine Lederhose. Dann bekam die kleine Tochter große Augen und durfte sich ebenfalls Dirndl aussuchen. Und schließlich wurde auch das Au-pair-Mädchen stilecht ausgestattet. Es war schön zu sehen, welche Freude die Familie mit der Tracht hatte und wie sie am Schluss zusammen eine Einheit waren.“

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