Typisch bayerisch
Nachhaltigkeit, Naturbewusstsein und Handwerkskost
Wer in Bayern Urlaub macht, will gut essen und trinken. Nicht nur, aber schon auch. Die Nachfrage der Besucher nach regionaler und nachhaltiger Küche bestärkt diejenigen, die so wirtschaften und schont langfristig zudem die Umwelt. Das freut nicht nur diese Gewerbetreibenden, sondern natürlich auch die einheimischen Kunden.
Ingwer aus Bamberg
Ein Beispiel aus Bamberg. Da führt Sebastian Niedermaier, 34, seinen Bioland-Betrieb in nächster Nähe zur Altstadt. Der Gärtner trägt uralte Gummistiefel, sozusagen. Denn er gärtnert bereits in 13. Generation vor den Toren der Stadt. Eine traditionsreiche Linie, die Niedermaier fortführt, da er alte, längst vergessene Sorten wie Bamberger Knoblauch oder Bamberger Wirsing kultiviert. Andererseits blickt er in die Zukunft und wagt auch Neues mit dem Anbau von Wassermelonen, Ingwer und Kurkuma – und hat zudem umgestellt auf Bioland-Betrieb. Seine Produkte verkauft er im Hofladen, beliefert aber auch die ansässige Gastronomie. Vor allem durch sein „Abokistla“ können Kunden leckeres saisonales Gemüse und neue Rezepte kennenlernen. Denn in diese Grüne Kiste zum Abholen packt Niedermaier immer wieder Neues, im Herbst etwa Haferwurzel und Zuckerhut. „Dadurch lernen die Kunden das heimische Gemüse neu kennen“, sagt der experimentierfreudige Bamberger, der in Gedanken bereits sein nächstes Projekt plant: Ein Pop up-Deli mit Gemüse-Sandwiches. Dafür werden Bamberger und Urlauber wahrscheinlich gleichermaßen Schlange stehen.
Win-Win-Win mit Handwerkskost
In Sonthofen trägt Uli Brandl, 48, zum erhöhten Absatz von Brot aus der Wirthensohn’s Handwerksbäckerei bei, bringt Geflügel vom Putenhof Burger bei Leutkirch und Käse aus Gunzesried unter die Leute. All diese lokalen Produkte stehen in seinem Restaurant „’s Handwerk“ auf der Karte. Brandl kauft direkt bei Erzeugern und Landwirten aus der Region ein, die nachhaltig und auf das Tierwohl bedacht wirtschaften. Daraus ergibt sich eine klassische Win-Win-Situation. Der Gastwirt kann köstliches Essen aus regionalen Zutaten anbieten, und die Erzeuger haben einen verlässlichen Abnehmer. Man kann auch noch ein drittes „Win“ hinzufügen: Denn genauso profitieren natürlich Brandl’s Gäste, seien es Urlauber oder Einheimische. „Immer mehr Leute wollen genau wissen, wo ihr Essen herkommt. Und zahlen dafür gerne auch etwas mehr“, sagt Brandl. Darauf noch eine „Rote Perle“ – das Craft Hausbier, dass exklusiv in Sonthofen für die Gaststätte gebraut wird.
Hungrig nach Altbewährtem
Alte Kartoffeln haben Theo Lindinger, 35, und Dominik Klier, 34, neu belebt. Die beiden betreiben den Kartoffelstand und Imbiss „Caspar Plautz“ auf dem Münchner Viktualienmarkt. Immer zur Mittagszeit bildet sich eine Schlange hungriger Münchner und Besucher aus aller Welt vor dem kleinen Marktstand. Alle haben sie Appetit auf Kartoffeln. Über das Jahr verteilt werden sagenhafte 100 verschiedene Kartoffelsorten und Wochengerichtkreationen angeboten. 20 Kartoffelsorten werden dabei von bayerischen Bauern aus der Erde geholt. Wer die köstlich mit Salat und verschiedenen, hausgemachten Toppings zubereiteten Knollen verspeist, fühlt sich sofort heimisch.
Verständnis pflanzen
Einerseits schützen, andererseits zeigen – auf diesem schmalen Pfad bewegen sich aktive Naturschützer. Denn Menschen schützen nur das, was sie kennen. Auf Nationalparks bezogen heißt das: Nur wer gelernt hat, welch wundervolle Natur da vor der Haustüre liegt, legt sich auch ins Zeug für deren Schutz. Daher muss man den Menschen die Gelegenheit geben, diese Natur kennenzulernen. Deshalb bietet Rangerin Kristin Biebl, 30, Führungen im Bayerischen Nationalpark an. Die 24.250 Hektar Berge, Bergwälder und Hochmoore sind nicht nur das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas, sondern auch ein großer touristischer Wirtschaftsfaktor in der Region. Rund 1,3 Millionen Gäste pro Jahr besuchen den größten Wald-Nationalpark Deutschlands. Nationalpark-Ranger wie Kristin Biebl erklären den Gästen dann das Prinzip „Natur Natur sein lassen“, denn einen richtigen „Urwald“ haben die meisten noch nie zuvor gesehen. „Doch dann erkläre ich ihnen, warum wir umgefallene Bäume einfach liegen lassen, und das verstehen sie.“ Verständnis und Naturbewusstsein entstehen eben vor allem dann, wenn man diese authentisch und hautnah erleben kann.