Silvia Beyer – Veggie-Wirtin und Jodel-Queen

Dank Silvia Beyer, Wirtin der ersten vegetarischen Berghütte der Alpen, schmeckt Bergluft in Pfronten gleich doppelt so gut.

Silvia Beyer betreibt mit der Hündeleskopfhütte die erste vegetarische Berghütte der Alpen. Worüber sich ganz besonders auch die Einheimischen freuen, die hier gern Hochzeiten und Geburtstage feiern. Ohne Schnitzel und Leberkäs im Geringsten zu vermissen.

© erlebe.bayern – Gert Krautbauer
Silvia Beyer © erlebe.bayern - Gert Krautbauer
Silvia Beyer © erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Den Traum, eine Hütte in den heimischen Bergen zu bewirtschaften und damit die Region zu bereichern, entwickelte die gelernte Hauswirtschafterin, als ihre vier Kinder schon größer waren und sie zurück auf den elterlichen Hof ging. Dort bildete sie sich zur Hauswirtschaftsmeisterin weiter und begann dann auf dem 1634 Meter hoch gelegenen Staufner Haus auf dem Hochgrat, zwei Tage in der Woche zu kochen. „Ich bin schon immer gerne in die Berge gegangen, aber da habe ich gemerkt, dass das Arbeiten und Leben auf dem Berg genau meins ist“, erinnert sich Silvia. Es folgten drei Jahre auf einer Hütte in Nesselwang im Service, bis sie 2015 schließlich die Hündeleskopfhütte übernahm. Pikanterweise war gerade diese Hütte für ihre Riesenschnitzel bekannt. „Anfangs meinten viele, dass ich das mit dem vegetarischen Konzept doch nicht machen könne und zumindest für Kinder Wienerle hertun muss“, sagt sie.

Das besondere Lob von Einheimischen

Doch Silvia ließ sich nicht beirren. Und tatsächlich, ihre frische Allgäuer Heimatküche mit Kässpatzn, Kaiserschmarrn und Zucchini-Lasagne schlug voll ein – nicht nur bei den Urlauber*innen, sondern auch bei vielen Einheimischen, die durch den anfänglichen Medienrummel neugierig geworden waren und zum Testessen vorbeikamen. „Die Zeit war einfach reif für die Kombination Hütte und gesundes Essen. Und für mich war vegetarisches Essen ja kein Trend, sondern ein Schritt in die richtige Richtung. Denn das Konsumverhalten der Menschen ändert sich“, sagt Silvia. Die erfreuten Reaktionen ihrer Gäste bestätigten ihr, dass sie das Richtige getan hatte. „Für mich ist das kein Job, sondern eine Berufung, denn es ist schön, wenn man das leben kann, was man gerne macht und dabei auch so viel zurückbekommt.“ Eine Art von Lob ist für die Hüttenwirtin nach wie vor etwas ganz Besonderes: Wenn Leute aus der Region, also echte Allgäuer*innen, zu ihr kommen und ihre Kässpatzn als „saugut“ bezeichnen oder meinen, „dass man sie so nirgends mehr findet“. Nicht nur die Tatsache, dass es den Einheimischen schmeckt, sondern auch, dass sie ihr Angebot für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern gerne annehmen, freut Silvia. „Viele Einheimische erzählen mir, dass in ihrer Familie ein Vegetarier dabei ist und sie nun endlich einen schönen Ort kennen, wo sie zusammen hingehen können“, berichtet Silvia.

Jodelnde Hüttenwirtin

Andere mit ihrer Arbeit glücklich machen zu können, das erfüllt die 57-Jährige mit großer Dankbarkeit. Wenn es die Zeit erlaubt, dann bekommen das ihre Gäste auch auf eine spezielle Art zu spüren: Silvia setzt sich zu ihnen an den Tisch zum Ratschen und schnappt sich dann die Gitarre. Ist auch noch ihre 82-jährige Mutter zum Kuchenbacken auf der Hütte, wie es oft der Fall ist, dann musizieren die beiden zusammen. „Wir singen zweistimmig und wir jodeln“, sagt Silvia und lacht. Das macht nicht nur die Gäste glücklich, weil es so gut auf den Berg passt und viele Einheimische mitsingen können, sondern bereitet ihr selbst auch große Freude.

© erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Das Wort Freude kommt oft in ihrem Wortschatz vor, selbst wenn sie davon spricht, dass die nach außen romantisch und idyllisch wirkende Arbeit manchmal ein echter Knochenjob ist. Morgens um sieben steht sie in Nesselwang, wo sie wohnt, auf, checkt Reservierungsmails und geht dann zum Einkaufen. Die Lieferant*innen sind alle in der Nähe – die Sennerei gut fünf Kilometer entfernt, der Gemüsebauer acht Kilometer. „Ich unterstütze regionale biologische Landwirtschaft und achte auf stimmige Kreisläufe“, sagt Silvia. Gegen neun Uhr fährt sie die zehn Autominuten zur Hütte hinauf. Im Winter dauert es länger, denn da müssen die Einkäufe aufs Winterfahrzeug geladen werden. „Dabei müssen wir auch darauf achten, dass bestimmte Lebensmittel, wie Gurken, nicht erfrieren.“ Wir, das sind ihre insgesamt fünf Mitarbeiter*innen. Ab elf Uhr öffnet die Hündeleskopfhütte, bis 18 Uhr geht es rund, danach muss noch geputzt werden. Dann ist es meist schon 20 Uhr. Außer am ersten Mittwochabend im Monat, wenn bis 21 Uhr geöffnet ist. „Dieser Abend hat richtig eingeschlagen, er wird von unseren Einheimischen sehr gut angenommen“, freut sich Silvia. Das gibt ihr auch das schöne Gefühl, dass sie eine rundum sinnvolle Arbeit macht.

© erlebe.bayern – Gert Krautbauer
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