Bayern ohne Tourismus wäre nicht mehr Bayern

Interview mit Prof. Dr. Alfred Bauer

Was bringt uns Tourismus? Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, sagt Prof. Alfred Bauer, Vorsitzender des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) an der Hochschule Kempten. Aber auch Infrastruktur, Lebensqualität und Zufriedenheit.

Prof. Dr. Alfred Bauer © BZT

Mal plakativ gefragt: Wie sähe Bayern ohne den Tourismus aus?

Bayern ohne Tourismus wäre nicht mehr Bayern. Die Leistungsträger im Tourismus stellen ihre Angebote ja auch den Einheimischen zur Verfügung. Wie eine Studie des BZT aus 2022 zeigt, sind in touristisch geprägten Regionen deutlich mehr Menschen mit ihrem Leben zufrieden als in nicht touristisch geprägten. Der Tourismus ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Bayern, sondern mit all seinen gesellschaftlichen und kulturellen Effekten zudem der Kern des bayerischen Lebensgefühls.

Wie macht sich der Tourismus als Wirtschaftsfaktor bemerkbar?

Der Tourismus ist eine klassische Querschnittsbranche, die mit vielen anderen Bereichen der bayerischen Wirtschaft verbunden ist. Tourismus schafft insbesondere in den ländlichen Regionen Bayerns Arbeitsplätze, für die es oftmals keine Alternativen gibt. Beispielhaft zu nennen sind hier das Gastgewerbe, der Einzelhandel und vielfältige Dienstleistungsanbieter. Vom Tourismus profitieren aber auch Wirtschaftsbereiche wie regionale Handwerksbetriebe und Zulieferer wie Bäckereien, Metzgereien, Brauereien und viele mehr. Nicht zu vergessen sind die vielen Teilzeitbeschäftigten, die wichtige Beiträge zu den Familieneinkommen leisten.

Welche indirekten Effekte sind ebenfalls wichtig?

Neben den wirtschaftlichen Effekten entstehen durch den Tourismus auch Freizeit- und Kulturangebote, die zu einem attraktiven Lebens- und Wohnumfeld beitragen.

Welche Wirtschaftszahlen im Tourismus haben sich am stärksten verändert?

In den vergangenen Jahren hieß es im Tourismus nur: schneller – höher – weiter! Und dann wurde die Branche im Jahr 2020 zu einer Vollbremsung gezwungen. Die Umsatzausfälle durch die Pandemie beliefen sich in Bayern in zwei Jahren auf 23,7 Milliarden Euro. Die Krise legte die Verwundbarkeit der Branche offen. Und die nächste Krise ist schon da und weitere werden folgen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Denkansätze die Tourismusbranche braucht, um krisenresilienter zu werden.

Wie könnte man also die Wirtschaftskraft erhalten?

Ansatzpunkte sind z.B. neue Quellmärkte, Ausrichtung des Angebots auf die veränderten Bedürfnisse alter und neuer Kunden, Qualität vor Quantität, Klimaanpassungsmaßnahmen, Entwicklung von Lebens- und Urlaubsräumen. Bei allem müssen die Trends Digitalisierung und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Zur zukunftssicheren Aufstellung ist es zudem wichtig, sich mit den negativen Auswirkungen zu beschäftigten, die Einheimische mit dem Tourismus in Verbindung bringen. Das betrifft die Themen Verkehrsbelastungen, höhere Lebenshaltungskosten und Mangel an bezahlbarem Wohnraum.

Was muss getan werden, damit der Tourismus in Bayern weiter funktioniert?

Nach Meinung der Einheimischen sollten bei der touristischen Weiterentwicklung vor allem naturverträgliche Tourismusangebote und qualitativ hochwertige Angebote umgesetzt werden. In Umfragen wünscht sich jeder Zweite zudem einen stärkeren Einbezug der einheimischen Bevölkerung in die Entwicklungsdiskussionen.

Einheimische spielen also eine immer größere Rolle?

Der Tourismus in einer Destination kann nur erfolgreich sein, wenn die einheimische Bevölkerung mit der Situation vor Ort zufrieden ist. Aus diesem Grund beschäftigen sich zunehmend mehr Studien mit der Lebenszufriedenheit und der Tourismusakzeptanz der Einheimischen. Dabei zeigt sich, dass den Einheimischen die positiven Auswirkungen des Tourismus in ihren Regionen bewusst sind – aber auch die aus ihrer Sicht problematischen Bereiche.

Wohin führt nun der Weg?

Der Tourismus ist für Bayern auch künftig alternativlos. Touristische Konzepte sind jedoch nur dann erfolgsversprechend, wenn sie ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen. Bayern wird so auch zukünftig ein attraktiver Lebens- und Urlaubsraum bleiben.

© erlebe.bayern – Thomas Linkel

Lebensqualitätsfaktor Tourismus

Die Menschen in touristisch entwickelten Regionen sind zufriedener. Denn Tourismus sorgt nicht nur für Arbeitsplätze, bringt nicht nur die Wirtschaft in Schwung und Geld in die Kassen. Er verbessert auch den Alltag und die Freizeit der Einheimischen – zum Beispiel mit Wanderwegen und Schwimmbädern, Theatern und Skipisten, vielfältiger Gastronomie und öffentlichem Nahverkehr.

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© tourismus.bayern

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Gästezahlen, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen: Die Querschnittsbranche Tourismus besitzt in Bayern geballte Wirtschaftskraft. Und ist speziell im ländlichen Raum von zentraler Bedeutung.

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