Kristin Biebl – Vogelhaus-Architektin und Natur-Erklärerin
Dank Kristin Biebl, Rangerin im Nationalpark Bayerischer Wald, können Urlaubsgäste und wir Einheimischen gepflegte und geschützte Natur genießen.
Ich bin Kristin Biebl und arbeite seit fünf Jahren als Rangerin im Nationalpark Bayerischer Wald. Das war schon immer mein Kindheitstraum.
Warum liebst du deinen Job?
Weil ich zum Großteil in der freien Natur unterwegs bin und dabei die unterschiedlichsten Menschen kennenlerne. So leiste ich einen Beitrag zum Naturschutz und trage zur Wissensvermittlung bei.
Wie machst du Urlaub für andere?
Wir Ranger und Rangerinnen sind die ersten Ansprechpartner draußen im Gelände. Wir sind für alle Gäste da, egal ob sie von nah oder weither kommen. Wir erklären und informieren und bieten auch wöchentlich Führungen an. Hier gehen wir dann speziell auf bestimmte Natur- und Tier-Themen ein und erzählen zum Beispiel Wissenswertes über Nationalparkbewohner wie den Auerhahn oder den Luchs. Dazu organisieren wir ein spezielles „Junior-Ranger-Programm“ für Kinder ab elf Jahren. Da bauen wir dann zum Beispiel gemeinsam Vogelhäuschen oder wandern auf den Lusen, den Rachel und in die Schachten. Wir versorgen aber auch die Nationalpark-Partner, vor allem aus Hotellerie und Gastronomie, mit Infos aus erster Hand, damit diese wiederum ihre Gäste informieren können.
Wo profitieren die Einheimischen?
Einen Nationalpark direkt vor der Haustür zu haben, ist für alle ein großer Gewinn. Solch ein Schutzgebiet dient zur Erholung, zum Sport machen, zum Abschalten und zum Entspannen. Und natürlich zum Genießen der Natur in ihrer ganzen Schönheit. Die Wanderwege und das Waldgelände müssen jedoch auch regelmäßig gepflegt werden, damit sie sicher für die Besucher*innen sind. Gleichzeitig ist der Nationalpark mit über 200 Mitarbeitenden ein großer Arbeitgeber, zu dessen Aufgaben es auch gehört, den Tourismus zu fördern. Dadurch siedeln sich Hotels und Freizeitbetriebe in der Gegend an, die ihrerseits auch Arbeitgeber sind und deren Einrichtungen ebenfalls den Einheimischen zur Verfügung stehen.
Wie sieht dein Joballtag aus?
Gewöhnlich fahre ich morgens gegen acht Uhr kurz ins Büro und gehe dann raus in die Natur. Je nach Dienstplan mache ich Gebietskontrollen oder laufe hoch zum Rachel, den höchsten Berg des Nationalparks. Ich schaue, wer unterwegs ist, spreche mit den Besuchern, sammle Müll auf, schaue nach Tierspuren und halte Ausschau nach Pflanzen, die es zu schützen gilt. Wenn Führungen anstehen, prüfe ich die Wege und lege Anschauungsmaterial parat. Gegen 17Uhr ist mein Arbeitstag dann meist vorbei.
Was ist dein schönster Moment an einem Arbeitstag?
Das ist zum Beispiel, an einem kühlen Herbstmorgen im Gelände im Nebel zu starten und dann, am Mittag, bei schönstem Sonnenschein auf dem Rachel zu stehen und ins Tal zu schauen. Mit etwas Glück kann ich am Horizont dann sogar die Alpenkette sehen.
Drei Dinge, auf die du bei der Arbeit nicht verzichten kannst?
Mein Handy, ein Erste-Hilfe-Set für Notfälle und natürlich eine g‘scheide Brotzeit.
Welche Ausbildung hast du gemacht?
Ein Master-Studium in Übersetzen und Dolmetschen in den Sprachen Englisch und Französisch mit Fachgebiet Recht. Danach habe ich zwei Jahre in einer Münchner Anwaltskanzlei gearbeitet. Als dann der Nationalpark Bayerischer Wald eine Rangerin suchte, war mir klar: Jetzt oder nie! Das war meine Chance, meinen Kindheitstraum wahr zu machen.
Was bringt die Arbeit im Tourismus für dich persönlich?
Es sind die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, die mich mit Freude erfüllen. Ob es nun eine Familie ist, die das erste Mal einen Nationalpark besucht, ein älteres Ehepaar, das schon seit Jahrzehnten zum Urlaub machen hierherkommt, oder eine Wandergruppe aus dem Nachbarort, die sich über ein Gespräch mit der Nationalpark-Rangerin freut. Diese Begegnungen verdeutlichen mir jeden Tag aufs Neue, dass ich an einem sehr besonderen Ort arbeite.
Und bei dir im Ort?
Unsere Arbeit trägt dazu bei, die einmalige Natur- und Tierwelt des Nationalparks Bayerischer Wald zu schützen sowie zu erhalten. Und das kommt allen zugute. Unsere besonderen Einrichtungen wie das Waldspielgelände, der Baumwipfelpfad und die Nationalparkzentren sind für Einheimische und weitgereiste Gäste gleichermaßen von Interesse. Und wegen des Nationalparks kommen Menschen in den Bayerischen Wald, die mit ihrer Kaufkraft die heimische Wirtschaft unterstützen. Ohne den Tourismus gäbe es auch keinen Wanderbus und die Schwimmbäder wären ohne die Einnahmen durch auswärtige Besucher nicht zu finanzieren.